* Hilferuf eines Graupapageis*

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       Geschichte eines Wildfangs - Bericht von Volker Würth (Copyright WP-Magazin, Ausg. 4/2001, S. 42)

Volker Würth hat u. a. ein Buch über "Obst, Gemüse und exotische Früchte für Papageien und Sittiche" herausgebracht.

"Ich werde diesen Novembernachmittag im vorletzten Jahr nie vergessen. Charly und ich waren mit anderen Graupapageien an einem Versammlungsbaum verabredet.

Als wir dort ankamen, war ich bei der Landung unvorsichtig; mein rechter Fuß verfing sich in einer Schlinge. So sehr ich auch zappelte: Ich konnte mich nicht mehr befreien. Am Abend kamen die Fänger und holten mich. Dabei verlor ich eine Zehe. Der Schmerz war groß; doch viel größer war der Schmerz über die Trennung von meinem geliebten Charly. Er war die ganze Zeit bei mir geblieben; doch als die Fänger kamen, ist er aus Angst vor ihnen weggeflogen. Sie steckten mich in eine winzige Kiste und brachten mich irgendwohin. Später fand ich mich in einem dunklen Holzverschlag wieder, in dem viele meiner Artgenossen saßen. Einige davon kannte ich aus dem Versammlungsbaum.

Die Kiste war für so viele Vögel viel zu eng, dunkel und stickig. Zu Essen gab es auch nichts Richtiges; alle konnten davon nicht satt werden. Es ging mir ziemlich dreckig, doch ich habe überlebt, viele von den anderen habe ich sterben sehen. Irgendwann wurden wir in ein Flugzeug verfrachtet und kamen Stunden später in Europa an. Beim Großhändler wurden wir in der Quarantänestation einquartiert. Die Unterbringung war nicht viel besser als vorher; jeder von uns wurde einzeln in einen winzigen Käfig gesperrt, die Versorgung war sehr dürftig und die vorgeschriebene Medikamentengabe schlauchte unseren Organismus sehr. Einige meiner Kameraden haben die lange Zeit der Quarantäne nicht überstanden.

Nach einer Odyssee – ich wohnte innerhalb weniger Monate bei mehreren Händlern und Züchtern – bekam ich endlich ein richtiges, schönes Zuhause bei einem Züchter, der in einer großen Freivoliere mehrere Graupapageien hält. Hier habe ich einigermaßen Platz zum Fliegen und auch einen neuen Freund gefunden. Dennoch: die freie Natur und meinen lieben Charly vermisse ich sehr; ich hoffe für ihn, dass er die absolute Freiheit behalten darf.

Deswegen habe ich eine wichtige Bitte an die Menschen:

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